Chronische Wunden sind kein Schicksal!

 

Geschwüre bzw. Wunden am Bein, die über Wochen schlecht oder gar nicht heilen, haben immer eine krankheitsbedingte Ursache, meist eine gestörte Durchblutung oder ein Diabetes mellitus, der man auf den Grund gehen muss.

 

Prävention und Früherkennung

 

müssen als Maxime des Gefäßforums Österreich, oberste Priorität in der Gesundheitsversorgung haben!

 

Mit dieser Überzeugung und dem Wissen, welchen hohen Stellenwert die richtige Versorgung von Wunden hat, wurde schließlich die Initiative „selbsthilfe-wunde.at“ im Herbst 2021 als Kooperation zwischen Pflegeexpert*innen, dem Verlagshaus der Ärzte sowie dem Gefäßforum Österreich als Non-Profit-Verein gestartet.

 

Die Herangehensweise war pragmatisch und oberstes Ziel war und ist es nach wie vor, den Betroffenen und ihren Angehörigen praktische, nützliche und umsetzbare Hilfestellung zu geben, um ihr Leiden zu lindern, den Heilungsprozess zu unterstützen und zu helfen, ihre Lebensqualität zurückzugewinnen.

Ein Ergebnis der Kooperation ist der umfassende Patient*innenratgeber mit dem bezeichnenden Titel „Hilfe zur Selbsthilfe – Wunden besser verstehen und versorgen“ und die parallel dazu entstandene und das Buch ergänzende Website selbsthilfe-wunde.at.

 
 
Patient*innenratgeber

 

„Hilfe zur Selbsthilfe – Wunden besser verstehen und versorgen“

Buchherausgeberin ist die Pflegeexpertin Michaela Krammel, DGKP, WDM, als Co-Autor fungiert Gefäßchirurg Prim. PD. Dr. Afshin Assadian als wissenschaftlicher und ärztlicher Leiter des Gefäßforums Österreich.

All ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus verschiedenen Disziplinen–primär natürlich aus dem Medizin- und Pflegebereich kommend – flossen in Buch und Website ein, letztere wird immer wieder um Neuigkeiten aus dem Wundmanagementbereich upgedatet bzw. erweitert.

Erhältlich im Buchhandel und unter www.aerzteverlagshaus.at

Euro 20,99

ISBN: 978-3-99052-245-5, 200 Seiten

 

Früherkennung

 

Chronische Wunden zeigen sich – abhängig von der Ursache – an typischen Stellen. Venöse Geschwüre sitzen meist am Innenknöchel, seltener auch am Außenknöchel. Arterielle Geschwüre sind vor allem in der Zehen- und Vorfußregion zu finden, seltener auch an der Ferse. Von geschädigten Nerven (neuropathisch) verursachte Geschwüre, die hauptsächlich durch Diabetes mellitus entstehen, sind besonders heimtückisch, da sie oft kaum oder sogar keine Schmerzen verursachen. Sie entstehen an Druckstellen am Fuß, häufig an oder zwischen den Zehen, am Fußballen oder an der Ferse.

 

Wenn Sie aus Gründen eingeschränkter Beweglichkeit oder aufgrund Ihres Alters keine Kontrolle Ihrer Füße durchführen können, lassen Sie sich von Angehörigen, Pflegepersonen oder Ärzten helfen. Ulcus cruris kann sehr schnell eine ernsthafte Gefährdung darstellen. Die Folge: Infektionen bzw. Entzündungen verschlimmern die Erkrankungen und führen zu Schmerzen, üblem Geruch und einem abschreckenden Erscheinungsbild. Spätestens dann ist ein Arztbesuch unbedingt erforderlich! Ihr Hausarzt verweist Sie dann an den jeweils am besten geeigneten Spezialisten.

Symptome

 

Was sind die Ursachen für chronische Wunden?

 

Es ist häufig, dass offene Wunden über längere Zeit hinweg jucken, nässen oder unangenehm riechen. Die umliegende Haut kann sich zudem von einem rötlichen bis hin zu bräunlichen Farbton verfärben.

Chronische Wunden können äußerst schmerzhaft sein, da sie Gewebe und Nerven dauerhaft schädigen. Insbesondere große und tiefe Wunden tendieren dazu, stärkere Schmerzen zu verursachen. Es gibt jedoch Ausnahmen, wie beispielsweise bei Menschen mit diabetischem Fuß, die trotz erheblicher Wunden oft keine Schmerzen verspüren. Dies ist auf die Schädigung der Nerven im Fuß durch die Krankheit zurückzuführen, wodurch kaum noch oder gar keine Schmerzsignale mehr übertragen werden.

 

Die Schmerzen neigen dazu, sich zu verstärken, wenn sich eine Wunde entzündet, und können auch bei Bewegung intensiver werden. Zusätzlich kann der Wechsel des Verbands oft schmerzlich sein, insbesondere wenn sich das Gewebe an der Wundauflage festgesetzt hat. Viele Menschen erleben besonders nachts verstärktes Unbehagen und Juckreiz, was zu Schlafstörungen führen kann.

Ursachen und Risikofaktoren

 

Selbst kleinere Verletzungen wie Schnitte oder Stöße können normalerweise Wunden verursachen. Doch bei Menschen mit chronischen Wunden liegt oft eine zugrunde liegende Erkrankung vor, die dazu führt, dass bereits geringerer Druck ausreicht, um Wunden entstehen zu lassen und diese nur langsam heilen. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle:

 

1. Durchblutungsstörungen:

Personen mit Durchblutungsstörungen, beispielsweise aufgrund einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVK), leiden unter verengten Arterien. Diese Arterien sind für die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen zuständig. Eine beeinträchtigte Durchblutung führt generell zu langsamerer Wundheilung im Vergleich zu normaler Durchblutung.

 

2. Venenschwäche:

Krankheiten der Beinvenen, die das Blut zum Herzen zurückführen, können Wunden am Unterschenkel oder Fuß begünstigen. Schwache Venenklappen führen zu erweiterten Venen und häufig zu Krampfadern. Dieser Zustand führt zu einem Blutrückstau in den Beinen, wodurch die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Gewebes beeinträchtigt werden. Aus kleinen Verletzungen können dann chronische Wunden entstehen, wie beispielsweise das Ulcus cruris venosum, im Volksmund als “offenes Bein” bekannt.

 

3. Diabetes:

Eine langfristige Hyperglykämie kann die Blutgefäße und Nerven schädigen, die die Füße versorgen. Menschen mit diabetischem Fuß verspüren häufig keine Schmerzen in den Füßen und können daher kleine Verletzungen oder Druckstellen, beispielsweise durch zu enge Schuhe, übersehen. Eine beeinträchtigte Durchblutung verringert zudem die Gewebeversorgung und erhöht das Risiko für die Entwicklung chronischer Wunden.

 

4. Geschwächtes Immunsystem:

Ein geschwächtes Immunsystem, sei es durch Krebs oder eine andere Erkrankung, kann die Wundheilung verzögern oder zu Entzündungen führen. Ältere Menschen oder Personen mit unzureichender Ernährung zeigen ebenfalls oft eine langsamere Wundheilung.

 

5. Schwere der Verletzung:

Bei schweren Verletzungen, die viel Gewebe zerstören, oder bei tiefen Verbrennungen können die Selbstheilungskräfte an ihre Grenzen stoßen.

 

6. Mechanischer Druck:

Personen, die längere Zeit im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen, können durch den konstanten Druck des eigenen Körpergewichts Druckgeschwüre (Dekubitus) entwickeln.

Diagnose beim Arzt

 

Nicht jede Hautverletzung oder schlecht heilende Wunde entwickelt sich gleich zu einer chronischen Wunde. Die Abklärung durch eine Ärztin oder einen Arzt ist aber auf jeden Fall zu empfehlen.

Es wird zunächst hinterfragt, wie lange die Wunde bereits offen ist, und geprüft, ob Risikofaktoren wie ein Diabetes, eine Immunschwäche oder Durchblutungsstörungen bestehen. Eventuell werden auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Magnetresonanz eingesetzt. Zudem wird die Wunde fachgerecht versorgt, eventuell chirurgisch gereinigt und regelmäßig kontrolliert. Infektionen werden medikamentös behandelt. Moderne Wundverbände helfen, Schmerzen beim Verbandwechsel zu vermindern und die Wundheilung anzuregen.

Prävention – wie beuge ich einer Wunde vor?

Für Personen mit Diabetes mellitus ist eine sorgfältige Kontrolle des Blutzuckers entscheidend. Darüber hinaus sollten Schuhe ausreichend groß und weit sein, um Druckstellen zu vermeiden. Tägliche Fußpflege, einschließlich Waschen und Eincremen, sowie regelmäßige ärztliche Untersuchungen und professionelle Fußpflege können dazu beitragen, Wunden zu verhindern oder frühzeitig zu erkennen.

 

Bei Venenschwäche und Krampfadern sind Kompressionsstrümpfe oder elastische Binden (Druckverbände) eine sinnvolle Maßnahme. Diese helfen, den Druck auf die Venen zu verringern und den Blutfluss in Richtung Herz zu verbessern, was wiederum die Heilung bereits vorhandener Wunden fördern kann.

 

Durchblutungsstörungen können mit Medikamenten oder interventionellen Eingriffen behandelt werden, wie beispielsweise einer Gefäßerweiterung. Zudem können Veränderungen im Lebensstil, wie mehr Bewegung und das Aufgeben des Rauchens, die Durchblutung verbessern.

 

Besonders bei pflegebedürftigen Personen ist es entscheidend, Maßnahmen zur Vermeidung von Druckgeschwüren zu ergreifen. Dies umfasst die Entlastung gefährdeter Körperstellen durch den Einsatz spezieller Matratzen oder durch häufiges Umlagern.

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